Es ist SchnitterInnenzeit: Motorsensen und Mähdrescher sind die modernen Werkzeuge, die das Ende des Sommers einläuten. Die Natur macht es uns vor, wie es geht, das Unabänderliche anzunehmen und uns der Vergänglichkeit hinzugeben. Die Sonne steht nicht mehr ganz so hoch am Himmel und die Tage werden kürzer. Im alten keltischen Kalender beginnt die Zeit des Herbstes, die Kraft der Pflanzen geht wieder zurück in die Wurzeln. Es ist eine gute Zeit, innezuhalten und auf das, was gereift ist und zu schauen und zu danken.
Wenn wir ihr ehrlich ins Gesicht schauen bietet diese Jahreszeit eine wundervolle Chance, zu lernen mit anstehenden Veränderungen umzugehen. Das gilt im physischen Bereich wie beispielsweise bei der Getreideernte genauso wie auch für seelische Belange. Einen Schnitt zu richtigen Zeit zu machen erfordert Mut und ein gutes Gespür für den richtigen Augenblick. Mitunter schneiden wir zu früh. Dann laufen wir zu früh weg, geben der Beziehung oder dem Job keine Chance und trennen uns, bevor es überhaupt eine Möglichkeit zur Veränderung gibt.
Doch noch viel öfter neigen wir dazu, viel zu lange an Dingen, Beziehungen, überholten Mustern, Vorstellungen und Glaubenssätzen festzuhalten, auch wenn sie uns schon lange nicht mehr dienlich sind. Wie oft verleugnen wir eine anstehende Veränderung, eine Krankheit, den Tod eines geliebten Menschen, wollen nicht wahr haben, dass unsere Arbeit uns schon lange nicht mehr erfüllt, dass wir zu viel arbeiten oder dass wir in unserer Beziehung schon lange nicht mehr glücklich sind.
Ich kenne beides, habe nur zu oft erlebt, dass ein zu früh oder zu spät gesetzter Schnitt Verletzung, Schmerz oder auch Krankheit mit sich bringt, Schmerz der entsteht aus der Unehrlichkeit unseres Handelns, aus dem Verleugnen dessen, was so offensichtlich da ist und was wir doch nicht sehen wollen. Oftmals verharren wir in unserer Unzufriedenheit, richten uns ein und warten auf einen Schubs von außen bis uns die äußeren Umstände sozusagen zwingen, wir beispielsweise krank werden, der Job uns gekündigt wird, der Partner fremd geht,… Doch die Vorzeichen waren bereits viel früher da.
Für den Schnitt zur richtigen Zeit braucht es den Mut, uns mit unseren Ängsten auseinander zu setzen. Wenn ich nach so langer Zeit nun wieder in der Stadt unterwegs bin oder in die Nachrichten schaue, nehme ich wahr, dass die globalen Umwälzungen und Veränderungen derzeit enorm viele unterschiedliche Ängste hervorrufen, ob nun die Angst vor Krankheit und Tod, vor Jobverlust oder Insolvenz, vor Armut, vor Diktatur, vor Impfung oder wovor auch immer. Diese inneren Dämonen, überholte Glaubenssätze und Verhaltensmuster ehrlich anzuschauen, sie nicht mehr nach außen auf Situationen oder andere Menschen zu projizieren, bietet eine enorme Chance auf Heilung und Bewusstwerdung. Lange genug sind wir vor unseren Ängsten weggelaufen oder haben uns von ihnen regieren lassen.
Wenn wir durch alle Zweifel und Ängste hindurch auf unser Herz hören, kennen wir den richtigen Moment, hören wir den Ruf, der uns sagt, wann es an der Zeit ist, die gewohnte Welt zu verlassen, etwas Neues zu wagen. Wie oft höre ich in diesen Zeiten das Argument, „Ich möchte mein altes Leben zurück“. Und doch ist es so offensichtlich, dass es so, wie es war niemals wieder sein wird. Es wird anders, ob wir es wollen oder nicht.
Diesen Sprung zu wagen bedeutet für mich auch, anzuerkennen, dass wir in diesem Moment nicht wissen, wie es weiter geht, uns den Unsicherheiten auszusetzen, die damit verbunden sind. Das einzige, was uns trägt in dieser Situation ist das Vertrauen in eine größere Kraft, die uns liebevoll begleitet.
Für mich geht es immer weniger darum, was wir tun, es geht nicht um richtig und falsch, nicht um Rechthaben. Es geht um das wie, wie gehen wir miteinander um. Hören wir einander zu oder wollen wir eher missionieren? Wie offen und respektvoll begegnen wir einander, besonders auch, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind und Ängste hochkommen? Dies sind für mich die wirklich wichtigen Fragen, die einen ersten Schritt hinein in eine lebensdienlichere Welt ermöglichen. Ich wünsche mir sehr, dass wir uns gegenseitig unterstützen und Mut machen, in diesen turbulenten Zeiten immer wieder inne zu halten, unser Herz zu öffnen, uns mit Liebe und Achtsamkeit begegnen und unser Licht in die Welt leuchten zu lassen, statt uns über andere zu erheben.
Liebe Sabine, das sind so herzöffnende und kluge Worte. SIe berühren mich sehr und spiegeln genau meine Gefühlslage. Ich danke dir von Herzen und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen.
Alles Liebe,
Theresia
so sehe ich das auch – wir fühlen das Gleiche und würden es so gerne in die Welt (und ganz besonders in diesen Zeiten ), hinaus tragen …..in der Hoffnung
das es jeder mitträgt – ( schon schwierig
“ o h n e “ das Gefühl „zu missionieren“ !)
……. hoffen wir weiter …..
auf eine glückliche Wendung !
–was bleibt uns sonst übrig ?…
herzlichen Dank und
liebe Grüsse Katharina
unglaublich : diese wunderbare Art von Ansicht über das Leben
heute noch zu finden und zu veröffentlichen! Es entspricht sehr
meiner Gefühlseinstellung, nur hätte ich es nicht so ausdrücken können…
Für dieses alles meine
grösste Wertschätzung
und Dankbarkeit für diese
offenen , eigenen Gedanken-
bzw. Gefühlsäusserungen….
bitte weiter so…Katharina