Die Zeit der Rauhnächte ist vorbei, die Tore dieser magischen Zeit haben sich, wie man sagt, wieder geschlossen. Für mich war diese Zeit „zwischen den Jahren“ diesmal sehr besonders und intensiv. Kontakte waren ja ohnehin weitgehend eingeschränkt und so habe ich den Rückzug sehr genießen können, auch wenn es teilweise in mir doch sehr turbulent war.
Nun hat das neue Jahr uns empfangen und noch liegt es wie ein nahezu unbeschriebenes Buch vor uns. Es ist an uns, es mit guten Inhalten zu füllen. Doch wie können wir das tun inmitten all der Turbulenzen dieser Zeit, die vermutlich noch eine ganze Weile anhalten werden? Mir hilft es, wenn ich mir ins Bewusstsein rufe, dass das Chaos notwendig ist, wenn etwas wirklich Neues entstehen will. Und mir hilft das VerbundenSein mit euch, meine Wurzeln, meine Anbindung und mein Vertrauen zu stärken, dahinein, dass letztendlich alles, was wir jetzt erleben, dazu dient, etwas Neues und Besseres zu erschaffen.
In den Rauhnächten ist mir wieder einmal mehr bewusst geworden, dass es nicht so wichtig ist, was wir tun, ob wir Brötchen backen, Bücher schreiben, putzen, singen, Kranke pflegen, operieren oder vielleicht in der Regierung sitzen. Vielmehr ist wichtig, wie wir dies tun und ob wir im Tun mit unserer Essenz und mit unserer Liebe verbunden sind. Veränderung geschieht nicht von allein, sie geschieht, indem wir sie gestalten. So wie Gandhi sagte: „Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen möchtest!“
Gemeinsam erschaffen wir die neue Zeit, indem wie wir miteinander sind. Und oft sind es die kleinen Dinge, die die Welt verändern: ein liebevoller Blick, ein liebes Wort, eine angebotene Hilfe.
Unser Leben ist das Ergebnis unserer Gewohnheiten und Handlungen im vergangenen Jahr. Es ist das Resultat dessen, was wir gedacht haben und wie wir auf das Leben zugegangen sind. Manches davon war hilfreich und gut und manches hält uns gefangen in alten Mustern. Vielleicht kennst du es auch, wenn du dich über einen anderen Menschen ärgerst und jahrelang in denselben Schleifen deiner Vorwürfe und deines Ärgers verharrst. Und es müssen gar nicht immer andere sein. Mitunter ist es unser innerer Kritiker, der uns selbst über Jahre immer dieselben Vorhaltungen macht, wo wir Fehler gemacht haben, nicht gut genug sind. Und oft entstammen diese alten Überzeugungen und Glaubenssätze nicht einmal unserem eigenen Leben sondern irgendwelchen alten, teilweise aus der Ahnenreihe übernommenen Vorstellungen.
Ich denke, wir alle kennen diese Muster. Aus ihnen auszusteigen braucht eine klare Ausrichtung, so wie ein Alkoholiker eine klare Absicht braucht, um mit dem Trinken aufzuhören. Um etwas Neues in unser Leben einzuladen, braucht es zunächst eine Erschütterung; es braucht, dass uns bewusst wird, wie unsere Gewohnheiten uns schaden, unser Leben begrenzen und einschränken. Und ich sehe alles, was derzeit in der Welt passiert, als eine solche große Erschütterung. Wenn wir jetzt bereit sind, inmitten vom Sturm innezuhalten, zu fühlen, wahrzunehmen, aus unseren Projektionen und Schuldzuweisungen auszusteigen, bietet diese Zeit die Möglichkeit, etwas wirklich Neues zu erschaffen.
Noch scheint es, dass wir kollektiv im alten Denken gefangen sind. Noch dominieren in der Politik und in der Gesellschaft Schuldzuweisungen, Recht haben und die Zuordnung in richtig und falsch. Noch werden die Gräben zwischen Menschen scheinbar tiefer. Doch ich glaube, immer mehr Menschen wird bewusst, dass es richtig und falsch gar nicht gibt, sondern dass dies Konstrukte unseres Geistes sind, Schubladen, die uns geholfen haben, die Welt in Kategorien einzuteilen und uns darin zu orientieren und Sicherheit zu erfahren.
Was wir für mein Gefühl brauchen sind Menschen, die Brücken bauen, wo Gräben sind und Leuchttürme, die Orientierung geben, wo Dunkelheit herrscht. Und jede und jeder kann ein solcher Brückenbauer und Leuchtturm sein. Dafür müssen wir kein besonderes Amt innehaben, keinen Titel tragen und keine adelige Abstammung haben.
Das, was wir dafür tun müssen, ist lediglich unsere Aufmerksamkeit auszurichten auf das, was wir wollen und auf das, was dem Wohle der Gemeinschaft dient. Wohin wir unsere Energie, unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit geben ist entscheidend dafür, wohin wir uns entwickeln. Für mein Empfinden entsteht in unserer Welt gerade ein neues Wir-Bewusstsein. Das bedeutet, wir sind gerufen, unser kleines Wollen in den größeren (göttlichen) Willen hinein zu stellen. Es geht für mich darum, nicht mehr so sehr zu fragen, was ich will, sondern: „Was braucht die Gemeinschaft, was braucht die Welt von mir?“.
Es ist gut, dass wir auf diesem Weg nicht alleine sind. Dieser Prozess braucht unsere klare innere Zentrierung; uns darin zu üben braucht Zeit und Geduld. Und es wird um so Vieles leichter, wenn wir uns auf diesem Weg hilfreich unterstützen und einander zur Seite stehen. So können wir miteinander konstruktiv etwas Neues erschaffen, indem wir uns immer wieder auf unser Zentrum besinnen und ausrichten, uns mit unserem Herzen verbinden und dem Weg des Herzens folgen.
In mir entstand während der Rauhnächte und in der Ausrichtung auf dieses Jahr die folgende heilige Absicht: „Ich bin eine Botin der Liebe“. Seitdem steht dieser Satz nun auf meinem Altar und begleitet mich. Ihn jeden Morgen einmal laut auszusprechen unterstützt mich. Das bedeutet nicht, dass ich ihn in jedem Moment sofort und immer umsetzen kann, aber es hilft mir gewahr zu werden und mich in meiner heiligen Absicht zu üben.
- Wer und wie möchtest du im Leben sein?
- Was ist deine (heilige) Absicht?
Wenn du magst, schreib deine Antwort gerne hier in die Kommentare. Es kann hilfreich sein, diese Absicht nach außen sichtbar und vor Zeugen zu benennen.
Ich wünsche dir ein kreatives, schöpferisches und heilsames neues Jahr!
Herzliche Grüße,
Sabine
Ich möchte mit weniger Dingen auskommen und in mir ruhen, was immer um mich herum ist.