Es ist SchnitterInnenzeit, auf den Feldern ist das Getreide fast überall schon gemäht. Nur vereinzelt sehe ich noch Ähren auf dem Feld stehen. In dieser Zeit, wenn die Tage kürzer werden, wenn es gilt, Abschied zu nehmen vom Sommer, wird mir der Kreis des Jahres immer ganz besonders bewusst. Mit dieser Zeit der Reife beginnt im alten keltischen Kalender auch die Zeit des Herbstes. Die Kraft der Pflanzen geht wieder nach innen, zurück in die Wurzeln. In der Natur wächst nun alles deutlich weniger schnell. Die Sonne hat der Erde ihr Licht in ihrer ganzen Fülle geschenkt und darf nun wieder tiefer sinken.
Für mich sind diese Feste im Jahreskreis immer eine wichtige Zeit innezuhalten und wahrzunehmen, was die aktuelle Qualität im Jahreskreis mit mir selbst zu tun hat, was sie mir zeigen möchte und was ich von ihr lernen kann. Das kann von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein:
So beschäftigt mich derzeit sehr drängend die Frage: Wie können wir aus unserer Ohnmacht erwachen, die uns so lähmt und uns hindert, das Leben zu führen, das wir uns wünschen? Wie können wir aufhören, auf hohem Niveau zu jammern und zu klagen und stattdessen aktiv für uns einstehen und unser Leben in die Hand nehmen? Wie können wir Verantwortung für uns, für unser Lebensumfeld und für unsere Erde übernehmen und lernen, dem Leben auf erwachsene Weise zu antworten (engl. responsibility – die Fähigkeit, zu antworten). Ich nehme wahr, aus dieser Ohnmacht zu erwachen ist ein wesentlicher Auftrag und Ruf unserer Zeit – für mich und für uns alle!
Die Zeit der Schnitterin zeigt mir in diesem Jahr zwei wichtige Aspekte auf: das Element Wasser und die Notwendigkeit der Klarheit des Schnitts.
Während es im vergangenen Jahr in dieser Zeit so heiß war, dass wir uns Schattenplätze suchen mussten, werden wir in diesem Jahr hier in Norddeutschland sehr vom Regen begleitet. Das Wasser ist das Element des Herbstes, es hilft uns, wieder ins Fühlen zu kommen und uns dem Fluss des Lebens hinzugeben. Mit dem Wasser zu fließen, bedeutet für mich auch, Widerstände aufzugeben und mich dem Leben und der Erde anzuvertrauen. Und da Leben immer Wandel und Veränderung in sich trägt, heißt es eben, auch in diesen großen transformatorischen Zeiten mich diesem Wandel selbst anzuvertrauen und auch meine Ängste annehmen und lernen, mit ihnen umzugehen.
Denn, mit Veränderungen umzugehen, macht uns Menschen seit jeher Angst, lieber halten wir an Altem und Bekannten fest, als uns dem Nicht-Wissen auszusetzen. Erfolg hat in unserer Welt viel damit zu tun, alles unter Kontrolle zu haben, die Dinge im Griff zu haben, den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren,…
Wenn ich in diese Welt schaue, finden Veränderungen auf unserem Planeten gerade in einem atemberaubenden Tempo statt, dass mir mitunter schwindelig wird. Und die Presse wird nicht müde, täglich über neue Schreckensmeldungen zu berichten oder darüber, was Politiker oder andere Prominente wieder Schlimmes getan haben. Was mir dabei auffällt ist, dass viele dieser Meldungen dazu dienen, uns entweder Angst zu machen oder aber uns selbst über andere zu erheben und uns von uns selbst abzulenken. Es ist so viel einfacher, über andere zu urteilen als zu sich selbst zu schauen. Ich habe dazu bei Veit Lindau einen, wie ich finde, sehr guten und klaren Artikel gefunden: Die Arroganz der Machtlosen. Vielleicht magst du ihn lesen (einfach den link anklicken).
Ich glaube, wir sind in diesen Zeiten des Wandels alle sehr gefordert und heraus gefordert. In unserer technisierten Welt versuchen wir, wie Maschinen zu funktionieren, aber dabei leider vergessen, dass wir lebendige Wesen sind, eingebunden in den Kreis des Lebens. Die Kunst besteht für mich darin, mich nach innen zu wenden, mich mir selbst zuzuwenden, den Verlockungen der Ablenkung zu widerstehen und meiner inneren Stimme zu lauschen.
Die Schnitterin lehrt mich, hier aktiv einen Schnitt zu setzen, mit scharfer Klinge. Die Schärfe der Sichel, mit der ich schneide, ist für mich ein Symbol für die Schärfe und Klarheit meines Geistes. Ist unser Schneidewerkzeug nicht scharf, richten wir mit unserem Schnitt Zerstörung an. Nur mit Klarheit und Entschiedenheit kann ich einen Schnitt in Liebe tun.
Für mich ist es dran, mich von meiner Überheblichkeit, von Besserwisserei und meinem Urteilen über andere zu trennen. Damit erkenne ich an, dass auch ich Fehler mache und gestehe anderen Menschen dies ebenso zu. Ich erlaube anderen Menschen, wie auch mir selbst, aus Fehlern zu lernen, mein Handeln zu korrigieren und mir selbst und anderen zu verzeihen. Und in dem ich das tue, wachsen meine Demut, meine Liebe und mein Vertrauen, dass alles, was im Leben geschieht, zutiefst sinnvoll ist, dass wir alle wirksam sind und wir genau hier und jetzt die optimalen Voraussetzungen haben, innerlich zu wachsen und zu reifen und die zu werden, die wir sind – für unsere Erde und alle, die auf ihr leben.
Wo ist es für dich in diesem Jahr an der Zeit, einen Schnitt zu machen?.
Liebe Sabine,
herzlichen Dank für deine wunderbaren Gedanken!!!
Ich wünsche dir eine gute Zeit in Limburg!!
Liebe Grüße, Sabine aus Köln
Liebe Sabine,
danke für Deine inspirierenden Gedanken. Auch der Link zu Veit Lindau war ein wertvoller Rat, da ich das Gefühl habe, dass sich in meinem Leben noch viel bewegen lässt. in Gedanken bin ich durch Deine Liedern oft bei Dir. Vielen lieben Dank an Dich.
Liebe Grüße,
Melanie Kohler
Liebe Melanie, vielen lieben Dank für deinen Kommentar, deinen Dank! Ich freue mich sehr, dass dich meine Gedanken inspirieren und ich dadurch einen Anstoß zu neuen Bewegungen in deinem Leben geben darf! So wirkt alles ineinander und wir inspirieren uns gegenseitig. Liebe Grüße zu dir, Sabine